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Schlaf – Aufräumen mit Fakten und Mythen

Verfasst von Christoph Malsburg
Wir klären über die gängigsten Mythen auf, die sich rund um das Thema Schlaf festgesetzt haben und letztendlich sogar Schlafprobleme verursachen können. Schlafmythen sind wie unterhaltsame Anekdoten, lenken aber vom eigentlichen Problem ab: dem gesundheitlichen Schaden.

Mythen raus, Fakten rein

In unserem letzten Beitrag Wunderwaffe Schlaf haben wir über die Wichtigkeit von gutem Schlaf für unsere Gesundheit berichtet. Jetzt klären wir über die bekanntesten Mythen auf. Mythen sind kollektive und irrationale Vorstellungen, denen man aber kaum Glauben schenken kann. Hier geht es um Überlieferungen, Erzählungen, kollektive Erlebnisse oder Irrtümer. Sie wirken wie Fakten, sind es aber nicht.

Wenn es um unsere Gesundheit geht, sollten wir aber wissen, was wir tun und uns nicht auf Mythen berufen. Damit uns das bei unserem Schlaf nicht passiert, räumen wir jetzt  mit den größten Schlaf-Mythen auf. 80 Mio. Menschen in Deutschland schlafen jeden Tag, jeder Vierte klagt über Schlafprobleme und 13 Mio. haben behandlungsbedürftige Schlafprobleme. Es wird also Zeit.

Nicht die Länge des Schlafes ist ausschlaggebend, sondern die Qualität

Wir verbringen etwa ein Drittel unserer Lebenszeit schlafend. Der durchschnittliche Bundesbürger schläft 7 Stunden und 14 Minuten, begibt sich um 23:04 Uhr ins Bett, schläft nach 7 bis 10 Minuten ein und startet um 6:18 Uhr in den neuen Tag. Das entspricht dem empfohlenen Bedarf von 6 bis 8 Stunden Schlaf pro Nacht.

Warum aber haben trotzdem 20 % der Menschen Schlafprobleme? Da wir unruhigen oder schlechten Schlaf entweder nicht einschätzen können oder ihn sogar im Zweifel gar nicht merken, bleiben viele Schlafstörungen oft unerkannt und damit unbehandelt.

Es gibt 88 verschiedene Formen von Schlafstörungen. Eine Zahl ist hier besonders alarmierend: 53 % der Menschen fühlen sich nach dem Aufwachen nicht erholt. Der Grund: Sie haben nicht gut genug geschlafen. Anders gesagt, auch wenn die Länge des Schlafes stimmt, auf die Qualität kommt es an.  Und da sind wir schon bei den ersten Mythen, die es zu klären gilt:

Mythos 1: Lieber vor Mitternacht einschlafen
Das ist falsch. Unserem Körper ist es egal, wann wir einschlafen. Es kommt auf Ihren Schlaftyp an. Wer als Morgentyp (Lerchen) stets vor Mitternacht zu Bett geht, der wird auch den besten Schlaf vor Mitternacht durchleben.

Abendtypen (Eulen) hingegen können auch wesentlich später ihr Bett aufsuchen und dennoch ihren individuell besten Schlaf bekommen. Wichtig ist, genügend Stunden tief und fest zu schlafen. Doch klar ist: Je später wir ins Bett gehen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unser Pensum erreichen.

Mythos 2: Schlaf kann man nachholen
Das ist nicht ganz richtig. Kurzfristig geht das, langfristig sind unregelmäßige Schlafzeiten eher schädlich. Unser Körper liebt Beständigkeit, sie ist essenziell für guten Schlaf. Arbeiten Sie also lieber an Ihren Gewohnheiten unter der Woche, anstatt am Wochenende Schlaf nachzuholen.
Mythos 3: Man kann vorschlafen
Nein, kein Mensch kann auf Vorrat schlafen. Es gibt einige wenige Menschen, die über ihr individuelles Bedürfnis hinaus schlafen können. Dieser Schlaf besteht dann jedoch zum größten Teil aus dem nicht sehr erholsamen Traumschlaf, bei dem das Gehirn auf Hochtouren arbeitet. Über einen längeren Zeitraum führt dies zu Verstimmungen und sogar Depressionen.

Im Schlaf passieren Dinge, von denen wir nichts wissen

Wenn wir schlafen, laufen viele Vorgänge ab, die tagsüber nicht ablaufen können. Grundsätzlich regeneriert der Körper und der Geist sortiert sich. Durch die Ausschüttung von Hormonen wachsen wir nachts. Am Tag Gelerntes wird nachts kognitiv verarbeitet. Das Immunsystem wird gestärkt und Stresshormone werden abgebaut.

Dass eine ruhige Nacht das Wohlbefinden stärkt, können wir gut nachvollziehen. Wussten Sie aber, dass wir pro Nacht etwa 28 Mal aufwachen? Meist bemerken wir das nicht einmal, da unser Gehirn Wachphasen unter 3 Minuten nicht speichern kann.

Traumfänger Photo via Visual Hunt

Auch das Träumen ist ein ganz besonderer Vorgang. Wir verbringen insgesamt rund vier Jahre im Traumschlaf. Er kann besonders in der zweiten Hälfte der Nacht zusätzliche Unruhe erzeugen. Schade ist, dass wir nur 5 Minuten nach dem Aufstehen bereits 50 % unserer Träume vergessen haben. Nach 10 Minuten sind es sogar 90 %.

Mythos 4: Man kann sich gesundschlafen
Das stimmt. Gesunder Schlaf stärkt das Immunsystem. So infizierten sich etwa mit Erkältungsviren besprühte Probanden 3 Mal seltener mit Schnupfen, wenn sie nach der Virenattacke schlafen durften, so der Schlafexperte Professor Jürgen Zulley.
Mythos 5: Im Alter benötigt der Mensch weniger Schlaf
Das ist falsch. In den ersten Lebensjahren sinkt das Schlafbedürfnis des Menschen allmählich. Im jungen Erwachsenenalter kommt es dann zur Entwicklung eines individuellen Schlafbedürfnisses, welches bis ins hohe Alter fast unverändert bleibt.

Was sich mit zunehmendem Alter allerdings verändert, ist die Qualität des Schlafes. So fällt der Anteil der Tiefschlafphasen – insbesondere bei Männern – immer geringer aus und auch der REM-Schlaf („Rapid-Eye-Movement“ – kennzeichnet die traumintensive zweite Hälfte der Nacht) reduziert sich leicht. Der Schlaf wird also schlechter. Viele ältere Menschen versuchen dies durch Tagschlaf auszugleichen.

Schlafmangel hat Krankheiten zur Folge

Wer schlecht schläft, erhöht das Risiko von Folgekrankheiten. Hierzu gab es eine Reihe aufschlussreicher Studien. Wer dauerhaft unter 6 Stunden schläft, steigert das Sterberisiko um 12 %, da die lebenswichtigen Abläufe in der Nacht entweder gestört oder gar nicht erst durchlaufen werden können. Dieser Mangel erhöht das Risiko für eine Erkältung um das 4-fache und auch das Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken. Das Depressionsrisiko ist rund 4-mal höher, als bei Menschen, die gut schlafen.

Mythos 6: Schlafstörungen führen in die Depression
Nicht unbedingt. Zwar sind Schlafstörungen mit Leidensdruck immer ernst zu nehmen, denn sie können in die Depression führen. Aber nicht jede Schlafstörung ist ein Symptom der seelischen Erkrankung.

Der umgekehrte Fall trifft dagegen zu: Depressionen lassen Betroffene kaum noch schlafen. Insofern ist eine Schlaftherapie begleitend zu einer Psychotherapie eigentlich immer angezeigt – wird aber meist noch nicht vorgenommen.

Mythos 7: Wer schnarcht, schläft tief und fest - und gut
Das ist ein Mythos. Im Gegenteil – das Schnarchen ist schädlich für die Gesundheit des Betroffenen und belastet darüber hinaus oft die Partnerschaft. Beim Schlafen entspannen sich die Muskeln im Körper, was häufig zum Herabsinken des Unterkiefers führt. Schwingt nun das Gaumensegel beim Atmen, entstehen die störenden Schnarch-Geräusche. Vor allem schnarchen Menschen, wenn sie auf dem Rücken schlafen. Besonders gefährlich ist die Kombination von Schnarchen und Atemaussetzern – die sogenannte Schlaf-Apnoe.
Mythos 8: Schlaf macht schön
Endlich mal eine Weisheit, die stimmt. Wer gesund und attraktiv aussehen möchte, braucht ausreichend Schlaf. Die Hautzellen wachsen nachts. Wird dieses Wachstum gestört, wird die Haut dünner und porös. Schläft jemand zu wenig, spiegelt sich das in seinem Gesicht wider. Das Gegenüber stuft den Wenigschläfer als signifikant ungesünder und weniger attraktiv ein.

Alle Menschen haben ihre Eigenheiten, dass macht den Schlaf so speziell

Zum Schluss noch ein paar Fakten, die uns schmunzeln lassen. Die Deutschen schlafen bevorzugt auf der Seite. Nach dem Motto „Sag mir, wie du einschläfst und ich sag dir, wer du bist!“ haben sich Schlafforscher dem Thema gewidmet. Anhand der Schlafstellung eines Menschen lässt sich sein Charakter beschreiben:

68 % bevorzugen die Seitenstellung
In der Seitenlage mit angezogenen Knien (Fötuslage) zu nächtigen bedeutet, dass man gefühlsbetont, sensibel und kreativ sei.
7 % liegen auf dem Rücken
Der Rückenschläfer gilt als König des Schlafes. Sie sind öfter Einzelkinder und fordern in ihrem Leben besonders viel Aufmerksamkeit.
17 % schlafen auf dem Bauch
Die Bauchschläfer versuchen gerne überall die Kontrolle zu behalten, sind pünktlich, detailverliebt und haben einen ausgeprägten Ordnungssinn.

Weitere Schlafpersönlichkeiten sind die Mumie, die Sphinx oder der Flamingo.

Schlafen ist wichtig, interessant und individuell

Wie Sie sehen, gibt es viele unbekannte Fakten, die unser Bedürfnis nach mehr und besserem Schlaf wecken sollten. Wichtig ist, dass Sie sich informieren, um mehr über Ihre ganz spezifischen Eigenschaften und eventuellen Unregelmäßigkeiten herauszufinden. Wenn Sie unseren Blog weiter verfolgen, werden Sie Ihr Schlafprofil besser kennenlernen. Sie bekommen Tipps, was Sie konkret tun können. Hauptsache Sie beginnen, sich um Ihren Schlaf zu kümmern und werden tätig, ihn positiv zu verändern.

Haben Sie noch konkrete Fragen zu Fakten, die Sie interessieren oder Mythen, die Sie verunsichern? Dann schreiben Sie uns. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.

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Dieser Inhalt wurde verfasst von

Christoph Malsburg

Herr v.d. Malsburg ist seit Anfang 2015 in der Geschäftsführung bei der Infrasonics GmbH für die Entwicklung und Vermarktung von Schlafprodukten zuständig. Innerhalb dieser Funktion ist es ihm wichtig Wissen über gesunden Schlaf mit den Menschen zu teilen und die kulturellen Vorurteile positiv zu verändern. Er hat 20 Jahre Erfahrung aus der Konsumgüterbranche, ist ausgebildeter Schlafcoach und hat sich jetzt darauf spezialisiert den Menschen hilfreiche und leicht anwendbare Produkte für einen gesunden Schlaf zur Verfügung zu stellen.

6 Kommentare

    • Hallo,ich schlafe höchstens 3,-4 Stunden in der Nacht
      Ich habe ein Rückenproblem (bin auf Grund dessen Frührentner) ,deswegen werde ich immer weider wach (vor Schmerzen) und kann schlecht wieder einschlafen,habe schon öfter versucht den Schlaf nachzuholen,es hat noch nie geklappt,Bin jeden Tag gerädert,mies drauf,rege mich schnell auf u,s,w,
      Nehme Morfine für die Schmerzen (hohe Dosierung)
      Habt ihr vielleicht eine Idee ?
      Mit freundlichem Gruß
      Hubert Muke

      • Hallo Herr Muke,

        vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich bedaure sehr, dass Ihr Rückenleiden bereits so ausgeprägt ist, dass es zu so starker Beeinträchtigung der Schlafqualität kommt. Wir können natürlich aus der Distanz nicht konkret eingreifen, dies dürfen wir bei einer solche medizinischen Indikation auch nicht. Ich möchte Ihnen aber gerne einige grundlegende Dinge mitgeben:

        1) Die Rückenlage ist die rückenfreundlichste Schlafposition. Die Lendenwirbelsäule kann man zusätzlich entlasten, indem man ein dickeres Kissen unter die Knie legt. Aber bitte kein zu dickes Kissen, weil sonst der Bereich der oberen Wirbelsäule zu stark beansprucht wird. Spezielle Nackenkissen sind besonders gut geeignet, um Hals und Schultern zusätzlich zu entlasten.

        2) Die Bauchlage ist für den Rücken eher ungünstig, da man hierbei ein starkes Hohlkreuz bildet und der Kopf zu einer Seite hin überdehnt wird. Wenn Sie allerdings nur in dieser Position schlafen können, sollten Sie sich ein Kopfkissen unter den Bauch legen. Das verhindert ein zu starkes Durchdrücken des Rückens und beugt Rückenschmerzen vor.

        3) In der Seitenlage, insbesondere auf härteren Matratzen, besteht die Gefahr einer Schiefstellung des Beckens. Hier sollten Sie ein Kissen zwischen den Knien liegen haben. Ein dünnes Kissen unter der Taille stützt den mittleren Bereich der Wirbelsäule. Das alles ist natürlich nicht die ganze Nacht durchhaltbar, aber versuchen Sie sich etwas darauf zu trainieren.

        Viele Bettenhäuser nehmen Rückenvermessungen vor und können anhand der Ergebnisse eine Matratze anpassen. Dies kann ebenfalls deutlich entlastend wirken.
        Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald wieder besser in den Schlaf finden!

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