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Konzentrationsstörungen bei Kindern – ADS/ADHS?

Konzentrationsstörungen bei Kindern - Junge verzweifelt an Hausaufgaben
Verfasst von Marie Franke

Konzentrationsstörungen bei Kindern haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Ob es nur am medizinischen und therapeutischen Fortschritt liegt, oder sich unsere Kinder einfach verändern? Ein Blick in den Alltag unserer Gesellschaft und viele Tipps für den alltäglichen Ablauf bekommen Sie heute bei uns.

Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich mich wieder in mein Studium zurückgeträumt. Mein Dozent hat uns damals immer wieder eingetrichtert, dass unser Blick auf genau diese Frage, die oben steht, immer kritisch bleiben muss. Denn nur, weil die Zahlen von Kindern mit Konzentrationsstörungen und Aufmerksamkeitsproblemen steigen, heißt das noch lange nicht, dass unsere Generation ein großes Problem hat. Konzentrationsstörungen bei Kindern können viele Ursachen haben. Meist stecken kleine Probleme dahinter, die schnell und einfach gelöst werden können. Bei einer kleinen Gruppe der Kinder stecken hinter diesen Auffälligkeiten jedoch echte Krankheiten und Störungen. Sie merken, schon die eindeutige Nutzung der Begriffe fällt mir schwer. Ist ein Kind mit Konzentrationsstörungen krank? Oder hat es „nur“ eine Störung? Um ein wenig Licht ins Dunkeln zu bringen, fangen wir mal ganz von vorne an.

Konzentrationsstörungen bei Kindern – Woran merke ich das?

Konzentrationsstörungen beschreiben die verringerte Fähigkeit sich über längeren Zeitraum mit einer Sache genau zu beschäftigen. Wenn Sie jetzt an Ihre Kinder denken, müssen Sie nicht sofort panisch aufspringen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das bei Kindern normal. Unser Gehirn muss das mit dem Konzentrieren nämlich auch erst lernen. Häufig sind Kinder mit „echten“ Konzentrationsstörungen sehr vergesslich und wirken verträumt und leicht ablenkbar. Kaum etwas wird bis zum Ende gebracht und immer wieder werden neue Dinge angefangen. In der Schule fallen diese Kinder aufgrund der Wesensveränderungen oftmals auf, sie wirken lustlos, überfordert und manchmal auch aggressiv. Infolgedessen sind viele Eltern mit der Situation überfordert und im Umgang mit dem eigenen Kind häufig am Ende der eigenen Kräfte. Häufig leider auch der schulische Erfolg unter der Veränderung und die Lehrer sprechen das „nicht normale“ Verhalten an. In meiner Zeit in der Grundschule habe ich einige dieser Gespräche geführt und miterlebt. Die Suche nach der Ursache ist für viele Familien sehr schwer. Leider ist es aber immer noch so, dass gerade die Kinder, die wirklich Unterstützung bräuchten und denen eine ausführliche Diagnostik für den weiteren schulischen Verlauf gut tun würde, diese nicht bekommen. Woran das liegt? Viele Eltern scheuen den Stempel, den das Kind mit einer Diagnose und Auffälligkeiten bekommen würde. Dazu aber später mehr.

Ursachen und Gründe für Aufmerksamkeitsprobleme

Sie kenne die Schlagzeilen: „Die Jugend von heute hat zu viel Freizeitstress!“ „Immer mehr Kinder von Burn-Out betroffen.“ Ein Großteil der Konzentrationsstörungen ist auf die Überbelastung zurückzuführen. Zu viel Freizeitstress und wenig Ruhepausen stressen den Körper. Die Anspannung, die die Leistung verringert, führt am Ende zur Verspannung. Auch die Zunahme von Leistungserwartungen können diese Symptome hervorrufen. Unsere Leistungsgesellschaft führt leider häufig dazu, dass schon Grundschüler gestresst bei den Hausaufgaben sind und immer mehr Eltern eine Nachhilfe engagieren. Dieser Druck legt sich leider immer häufiger auf die Schultern der Kinder und verursacht Probleme. 
Zu viel Fernsehkonsum und das ständige Rumdaddeln auf dem Handy sind leider auch Auslöser für Aufmerksamkeitsauffälligkeiten. Dieser Aspekt wird leider oft unter den Tisch gekehrt. Ich selber bin da ein Beispiel für. Der ständige Konsum von Social Media und der Druck immer alles sofort zu konsumieren, macht auch vor mir nicht Halt. Beim Arbeiten bin ich häufig abgelenkt, und das obwohl ich mich für reflektiert halte, habe ich mein Handy immer wieder in der Hand. Wie das wohl für Kinder sein muss?

Die Sache mit der Ernährung

Ja, Sie wissen jetzt schon was kommt: ausgewogene und gesunde Ernährung ist wichtig. Denn auch auf die Aufmerksamkeit und das Denken hat Ernährung einen Einfluss. Unser Gehirn braucht Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Mineralstoffe, Vitamine und Wasser, um den Höchsleistungsanforderungen nachzukommen. Eisenmangel und Vitamin B Mangel können auch zu Konzentrationsstörungen bei Kindern führen. 

ADS und ADHS bei Kindern

Wissentlich steckt hinter den Konzentrationsstörungen bei Kindern immer häufiger eine „echte“ Aufmerksamkeitsstörung. Die Begriffe ADS und ADHS beschreiben eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Durch die Zunahme der Diagnostik bei Kindern haben die Fallzahlen in den letzten Jahren stark zugenommen. Auffällig ist die negative Stigmatisierung, die auf beiden Begriffen liegt. Kinder, die unter einer solchen Störung leiden, haben es häufig nicht leicht. Der Weg bis zu Diagnose ist ein langer und schwieriger, denn die Abgrenzung von anderen neuropsychologischen Störungen und den oben schon beschriebenen partiellen Konzentrationsstörungen ist nicht immer einfach. Wussten Sie, dass, laut internationalen Studien, 9,2 % der Jungen und 2,9 % der Mädchen eine ADS/ADHS aufbringen? Auf Deutschland runter gerechnet, ist also nur ein kleiner Teil betroffen. 

Hat mein Kind ADS/ADHS?

Bestehen die Symptome seit mehr als 6 Monaten und das Kind ist mindestens 7 Jahre alt? Das kann ein Indiz für eine Konzentrationsstörung sein. Die diagnostische Unterstützung schaut sich das Kind aus allen Perspektiven an. Dazu gehören Besuche in der Schule und auch in der Familie, um ein bestmöglichen Überblick über das Verhalten zu bekommen. Da ich kein Psychiater bin und nur eine kleine psychologische Weiterbildung habe, möchte ich Ihnen nur ans Herz legen, bei dem Verdacht das Gespräch mit Ihrem Kinderarzt zu suchen. Dieser wird Sie mit Adressen und Informationen ausstatten und den schwierigen Weg begleiten. Auf viele Kinder wartet eine Reihe von Tests, um die Motorik, die Intelligenz, die Sinnesorgane und die Gesamtentwicklung beurteilen zu können. Kinder, die von ADS/ADHS betroffen sind, benötigen ein multimodales Therapiekonzept. Der Tagesablauf sollte klar strukturiert sein und die Abläufe und Grenzen sollten klar sein. Aber hier sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema, denn die meisten Kinder finden klare Strukturen und Regeln super und benötigen diese.

Nach all dem wissenschaftlichen Input jetzt ein paar persönliche Worte:

Falls Sie bei Ihrem Kind eine Konzentrationsstörung vermuten, sollte das erste Gespräch ein Gespräch mit der Klassenleitung sein. Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen berichten, dass der offene Austausch von vielen Lehrerinnen und Lehrern sehr geschätzt wird. Wir Eltern neigen ja schnell dazu, den Teufel an die Wand zu malen und nicht immer steckt etwas schlimmes hinter dem „anderen Verhalten“ des Kindes. Sprechen Sie auch mit Ihrem Kind. Oft sehen Kinder die Veränderung selber und freuen sich, dass Sie als Eltern ein offenes Ohr haben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Konzentrationsstörungen bei Kindern gemacht? Haben Sie eine Erfolgsgeschichte die Sie mit uns teilen wollen? Ich freue mich auf Ihren Kommentar.

Ihre Marie Franke

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Dieser Inhalt wurde verfasst von

Marie Franke

Marie Franke ist Erziehungswissenschaftlerin, Germanistin, Bloggerin und Mama. Das chaotische Leben mit ihrer 9-jährigen Tochter und ihrem 3-jährigen Sohn bietet genug Material für den Blog frauraufuss.de. Dort bloggt sie unter dem Pseudonym Märry Raufuss. Irgendwann will sie mal Lehrerin werden, bis dahin gibt sie Einblick in den total normalen Wahnsinn einer studentischen Mama und in einer Patchworkfamilie. In ihrem Studium beschäftigt sie sich mit den Themen Patchwork, Wandel der Familien und neuen Familienmodellen.

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