Liebe, Sexualität & Familie

Mein Kind ist anders. Wenn Kinder von der Norm abweichen.

Trotzphase Kinder
Verfasst von Marie Franke
Die Elternschaft ist ein kompliziertes Anliegen. Sobald Kinder aus der Norm abweichen, stehen wir Eltern vor Entscheidungen und sind oft verzweifelt. Mein Kind ist anders. Das muss aber nicht immer bedeuten, dass anders gleich schlecht ist. Ich möchte heute persönliche Erfahrungen mit Ihnen teilen, denn auch meine Tochter ist anders.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind aus der Reihe tanzt? Dass die Harmonie, die andere Familien äußern, bei Ihnen nicht vorhanden ist? Ich möchte Ihnen gerne meine persönliche Geschichte erzählen. Denn auch Mein Kind ist anders.

Als ich vor mehr als fünf Jahren Mutter wurde, war mein Glück perfekt. Meine Tochter war ein bildhübsches und kerngesundes Kind. Obwohl sie einige Wochen zu früh auf die Welt kam, war sie perfekt. Doch schon nach wenigen Wochen fiel uns auf, dass etwas anders war. Kein Besuch im Restaurant verlief ohne schlimme Wein-Schrei-Krämpfe und auch Familienfeiern waren für sie purer Stress. Jedesmal schrie sie bis spät in die Nacht und war kaum zu beruhigen. Wir schotteten sie ab und unserer Tage bestanden aus immer den gleichen Ritualen und Routinen.

Hochbegabte Kinder

Als meine Tochter mit neun Monaten laufen konnte und mit 2 Jahren grammatikalisch richtig sprechen konnte, sprach uns der Kinderarzt zum ersten Mal an. „Ihre Tochter fällt aus der Masse. Sie ist anders.“

Wie unser Leben heute ist? Meine Tochter konnte mit knapp 5 lesen und zählt mittlerweile problemlos bis 500, wahrscheinlich sogar weiter, wenn die Zeit es zulassen würde. Sie hat ein Problem mit fremden Gruppen und Kindern. Sobald ihre Routine gestört ist, ist sie überfordert und bekommt einen Wutanfall. Diese Wutanfälle sind mit der Zeit besser geworden. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich an manchen Tagen erschöpft in der Küche saß und mir die Tränen einfach runterliefen.

Mein Kind ist anders

Mein Kind ist anders.

Wenn Sie Ihr Kind in diesen Zeilen wiederfinden, dann ist das nichts schlimmes. Lange Zeit haben auch wir gedacht, ein Anderssein wäre etwas schlimmes. Wir fördern unsere Tochter, wissen mittlerweile wie wir ihr helfen können und haben uns damit abgefunden. Der Weg ist oft steinig und schwierig. Was Eltern zuerst lernen müssen, ist das Vertrauen in sich selbst. Wenn Sie das geschafft haben, sollten Sie Ihr Kind als vollkommen betrachten. Denn jeder Mensch hat das Recht so zu sein, wie er ist.

Hochsensible Kinder

Gerade für Kinder mit Hochsensibiltät sind alltägliche Dinge kaum auszuhalten. Die Trennung von den Eltern in der Kita stellt für hochsensible Kinder einen enormen Stressfaktor dar. Sobald der Alltag von den üblichen Routinen abweicht, sind die Kinder reizüberflutet.

Was ich Ihnen als Eltern rate? Atmen Sie erst einmal durch. Denn je mehr Ruhe Sie ausstrahlen, desto entspannter ist auch Ihr Kind. Vertrauen Sie Ihrem Kind und lassen es eigene Erfahrungen machen. Denn nur so kann das eigene Selbstvertrauen geschaffen werden.

Tipps für Eltern

  • Suchen Sie sich Hilfe. Mir haben die Gespräche mit unserem Kinderarzt sehr gut getan. Er kennt meine Tochter seit ihrer Geburt und ermutigt uns immer.
  • Auch einige Bücher haben mir Kraft gegeben und mich aufgemuntert.
  • Suchen Sie ein Hobby für Ihr Kind. Seit meine Tochter Fußball spielt, hat sie viel mehr Selbstvertrauen. Sie hat dort Freunde gefunden und kann sich richtig austoben.
  • Gerade für Kinder, die schüchtern sind, ist Sport eine super Sache. Dort können sie aus ihrer Haut und eigene Erfahrungen machen.
  • Egal wie Ihr Weg sich gestaltet, haben Sie niemals das Gefühl alleine zu sein. Sie glauben gar nicht, wie viele Kinder anders sind als „normal“. Denn was ist schon „normal“?

Haben Sie eigene Erfahrungen mit besonderen Kindern? Über Ihre Erfahrungen würde ich mich freuen.

Ihre Marie Franke

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Dieser Inhalt wurde verfasst von

Marie Franke

Marie Franke ist Erziehungswissenschaftlerin, Germanistin, Bloggerin und Mama. Das chaotische Leben mit ihrer 9-jährigen Tochter und ihrem 3-jährigen Sohn bietet genug Material für den Blog frauraufuss.de. Dort bloggt sie unter dem Pseudonym Märry Raufuss. Irgendwann will sie mal Lehrerin werden, bis dahin gibt sie Einblick in den total normalen Wahnsinn einer studentischen Mama und in einer Patchworkfamilie. In ihrem Studium beschäftigt sie sich mit den Themen Patchwork, Wandel der Familien und neuen Familienmodellen.

6 Kommentare

  • Meine Tochter ist 2012 geboren. Bei der U1 meinte die Kinderärztin, dass es erstaunlich sei, wie wach meine Tochter in die Welt blickt. Sie hat zu dem Zeitpunkt Blickkontakt gehalten und ist mit ihrem Blick gefolgt. Gedacht habe ich mir damals noch nichts. Doch kurz danach ging es los………….Die Kleine hat fast den ganzen Tag nur gebrüllt. Ich hatte sie ungelogen gute 8 Stunden täglich im Tragetuch. Nachts schlief sie nicht mehr als 45 Minuten am Stück. Nach spätestens 9 Stunden war die Nacht dann vorbei. 3-Monatskoliken dachte ich. Bei uns hielten diese „Koliken“ aber fast 2 Jahre an. Ich habe mich nirgendwo mit ihr hingetraut, bin von Pontius zu Pilatius gelaufen, um eine Erklärung zu bekommen. Interaktionsstörung zwischen Mutter und Kind war die Antwort. >>Ich habe in meinem gesamten Leben nicht so viel geheult, wie zu dieser Zeit. Kein Schlaf und ein ständig brüllendes Kind. Mit 6 Monaten überraschte meine Tochter uns, indem sie auf die Lampe zeigte und „Licht“ sagte. Mir wurde langsam deutlich, dass irgendetwas anders ist mit meinem Krümel. Mit etwas unter 2 Jahren fing sie praktisch von heute auf morgen an zu sprechen. Und damit meine ich richtiges Sprechen in ganzen, grammatikalisch weitestgehend korrekten Sätzen. Kurz darauf leierte sie das Alphabet hoch und runter. Mit dem Beginn des Redens wurde meine Tochter übrigens zu einem komplett anderen Menschen. Kein Gebrüll mehr und pure Lebensfreude. Mit 3 Jahren fragte sie mich beim Einkaufen:“ Mama, was heißt SALE?“ Es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass sie die Verkaufsschilder gelesen hat. Ihre Entwicklung ging rasant weiter. Nun, mit 5 Jahren, liest sie und schreibt. Sie saugt auch Rechtschreibregeln förmlich auf. Sie zählt bis………..tja………….bei etwas über 1000 hatte sie keine Lust mehr. Ich weiß also nicht, wie weit sie tatsächlich zählen kann. Sie spielt Schach und Skat (inklusive Reizen). Nur eines macht sie nicht………….spielen wie ein Kind. Sie findet keinen Anschluss in der Vorschule, weil sie mit den Spielen der Kinder nichts anfangen kann. Sie weiß nicht, wie sie auf Kinder zugehen soll und in Kontakt kommen kann. Eine Gruppe Erwachsener hingegen kann sie locker am Lagerfeuer unterhalten. Die anderen Kinder hingegen können mit ihr ebensowenig anfangen, weil sie sie teilweise nicht einmal verstehen, wenn sie spricht. Meine Tochter kann gefühlt stundenlang über Massentierhaltung, Tiertransporte und ähnliches referieren. Mit anderen Mädchen schnattern und quatschen bekommt sie aber nicht hin. Gäbe es die Schulpflicht nicht, könnte sie ein für sich angenehmes Leben führen. So aber ist sie gezwungen jeden Tag neu zu überstehen und sich irgendwie aufrecht zu halten. Wir wohnen weit draußen auf dem Land. Schulen für Hochbegabte gibt es hier nicht. Ich sitze Abend für Abend verzweifelt da und weiß nicht, wie es für sie weitergehen soll, wie sie die Schulzeit überstehen soll, wie ich ihr helfen kann. Dann bekommt man Sätze zu hören in der Richtung, ich solle sie doch einfach mal Kind sein lassen. Nichts lieber als das. Wir wohnen in einem reinen Kinderparadies. Aber sie mag nicht Kind sein. Meine Tochter ist ein wundervolles, herzensgutes Menschlein, das nur „leider“ nicht in die Schubladen dieser Gesellschaft passt. Habe ich Tips für andere Betroffene? Nicht wirklich. Wir versuchen unserer Maus zu Hause das zu geben, wonach sie sich sehnt: Liebe, Geborgenheit, Futter fürs Köpfchen und meisterbare Herausforderungen. Wir versuchen ihr Kraft und Unterstützung zu geben und machen ihr immer wieder klar, dass sie ein wundervoller, liebenswerter Mensch ist. Sie selbst sitzt nämlich oft niedergeschlagen zu Hause und fragt, weshalb sie nicht einfach wie die anderen Kinder sein kann.

    • Liebe Lumpidumpi.
      Danke für Ihren Kommentar. Beim Lesen fühle ich mich Ihnen sehr nahe, denn mir geht es mit meiner Tochter ebenso. Dass Sie Ihrer Tochter Liebe und Geborgenheit geben ist wundervoll. Viel wichtiger ist in dem Stadium aber das „Futter“ für den Kopf! Liebe Grüße
      Marie Franke

  • Hallo. Meine Tochter ist im Juni 2009 geboren und im Dezember des gleichen Jahres wurde ihr Herzfehler festgestellt und operiert. Seither ging ihre Entwicklung in jeder Hinsicht deutlich sichtbar langsamer voran als bei allen anderen Kindern. Mit 5 wurde ihre Skoliose festgestellt (schlechte Laune der Natur), hängt wohl mit der OP Narbe zusammen. Sie muss ein Korsett tragen.
    Sie wurde erst mit 7 eingeschult, da sie mit 6 nicht schulreif war. Zu Beginn der 2. Klasse wurde ihre äußerst ausgeprägte Legasthenie festgestellt und seither bekommt sie den Nachteilsausgleich. In Mathe hat sie sich allerdings auch massiv verschlechtert, wo die Lehrerin und ich uns einig sind, das es mit der Legasthenie zusammen hängt. Jetzt empfiehlt die Lehrerin aber zum Halbjahr wieder in die 1. Klasse zu tun. Dann wäre sie mit 9 in der 1. Klasse. Zwar nur 6 Wochen, aber ich finde es schon heftig. Die Kinderpsychiaterin sagte auf meine Frage hin, das sie keine Dyskalkulie hat. Sie ist auch an sich recht hibbelig und ungeduldig (nicht in der Schule, ihre Lehrerin kennt sie so nicht) jammert und quengelt viel, fällt im familiären Umfeld nicht selten ins Babyverhalten zurück. Es wäre für sie sicher eine Katastrophe sie erneut zurück zu stellen. Eine Privatschule (Montessori ect.) können wir uns nicht leisten, da wir zusätzlich zum Gehalt noch Sozialleistungen bekommen

    • Liebe Nadine!
      Danke für Ihren Kommentar! Viele Montessori Schule haben heute Fördermöglichkeiten, ein persönliches Informationsgespräch an der Schule kann Ihnen vielleicht helfen! Gerade für Kinder, die im Regelsystem nicht bestehen können, für meine Tochter gilt das auch, sind Reformschulen immer eine sehr gute Alternative. Scheuen Sie sich nicht und fragen nach Hilfe, ich würde mich sehr freuen wenn Sie großes Glück haben!

      Ihre Marie Franke

  • Unser Sohn war sehr ähnlich. Er hat viel und hysterisch geschrien. Für uns Eltern oft ohne Grund. Kein Kind durfte neben ihm sitzen. Ihn nicht anfassen. Weinende Kinder und bellende Hunde sowie quietschende Scheibenwischer ließen ihn völlig ausrasten. Es war kein normales Schreien. Oft hab ich geweint. Kinderturnen, Feste unmöglich. Ich war viel zu Hause. Mit drei Jahren konnte er lesen, schreiben und die Uhr lesen. Da wünschte er sich auch seine erste Uhr zu Weihnachten. Spielen konnte er nicht. Er wusste nicht wie. Lieber beschäftige er sich mit der immer gleichen Musik, mit Buchstaben und Zahlen. Das hat ihn beruhigt. Heute mit fast zehn hat er immer noch seine Besonderheiten, es ist auch jetzt noch anstrengend. Aber es hat sich auf jeden Fall gebessert bzw geändert

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