Ist der Griff zum Schlafmittel für Kinder wirklich notwendig? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen, denn Schlafmangel ist sowohl für die Kinder als auch für die Eltern auf Dauer ein sehr belastender Zustand. Wie schlimm schlaflose Nächte sind, können vor allem junge Eltern gut nachvollziehen. Sie verlieren rund 6 Monate Schlaf während der ersten zwei Lebensjahre ihres Kindes.
Dauerhaft fehlender Schlaf stört die Kinderentwicklung
Jeder kennt es: reihen sich mehrere schlaflose Nächte aneinander, sind wir kaum noch in der Lage unseren Alltag zu bewältigen. Wichtige Regenerationsprozesse sind durch den fehlenden Schlaf gestört. Darunter leidet unser gesamter Organismus, unsere Psyche und letztendlich unsere Stimmung.
Sogar Kleinkinder haben bereits Schlafstörungen. Rund 15 bis 25 % sind hier betroffen, die Studien geben aktuell noch kein einheitliches Bild über die tatsächliche Anzahl. Die Auswirkungen der fehlenden Regenerationsprozesse sind in der Entwicklungsphase des Kindes besonders massiv. Das Erlebte des Tages kann nicht richtig verarbeitet werden und die Kinder lernen schlechter. Dies kann die Entwicklung stören und dem Gehirn schaden. Ganz konkret wird das Wachstum der Kinder durch mangelnden Tiefschlaf nachhaltig beeinträchtigt, denn die nächtliche Ausschüttung von Wachstumshormonen findet nur noch vermindert statt.
Auch Schulkinder und Jugendliche haben häufig Ein- und Durchschlafstörungen, Alpträume oder Schlafwandeln sogar. Schlafprobleme werden unter anderem durch den erhöhten Druck in der Schule ausgelöst. Hinzu kommt weniger Freizeit und die fehlende Unbeschwertheit im Leben der jungen Menschen. Sie müssen früh und mehr lernen, Verantwortung für sich zu übernehmen und die erhöhten Erwartungen aus dem sozialen Umfeld und der Eltern erfüllen.
Letzter Ausweg: Schlafmittel
Um die Schlaflosigkeit der Kinder und damit auch die eigene zu beenden, greifen Eltern vermehrt zu Schlafmitteln. Laut der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ wurden im Jahr 2015 ca. 18.700 Beruhigungs- und Schlafmittel für Kinder bis drei Jahren verschrieben. Häufig kommen dabei die Wirkstoffe Doxylamin (wie in dem Präparat Sedaplus) oder Dimenhydrinat (wie in dem Präparat Vomex A Kinder-Suppositorien) zum Einsatz. Diese Beruhigungsmittel können auch in Erkältungspräparaten oder Mitteln gegen Übelkeit enthalten sein.
Durch die Einnahme solcher Mittel wird das Kind regelrecht „ausgeschaltet“ und schläft sofort ein. Dies wirkt auf viele Eltern fälschlicherweise hilfreich. Tatsächlich ist dieser Schlaf aber nicht erholsam genug. Die nötigen Verarbeitungsprozesse finden nicht statt oder werden nur unzureichend durchlaufen. Auch die für das Wachstum wichtigen Hormone werden nicht mehr ausreichend ausgeschüttet. Viele Ärzte sehen die Mittel kritisch und warnen vor den Nebenwirkungen. Kinder haben ein empfindliches Nervensystem, daher sollte man auf die Einnahme von Schlafmitteln unbedingt verzichten.
Alternative Verhaltensweisen für Babys, Kleinkinder und Jugendliche
Es gibt wirksame Maßnahmen ohne Nebenwirkungen im Vergleich zu der Einnahme von beruhigenden Medikamenten. Probieren Sie die Umsetzung der folgenden Tipps in den nächsten 4 bis 6 Wochen aus. Sie haben gute Chancen, dass ihre Kinder sich deutlich wohler fühlen, weniger gestresst sind und besser schlafen.
Schlaf-Tipps für Babys
Nehmen Sie ihr Baby, wenn es schreit, nicht direkt aus dem Bett, sondern versuchen Sie es zuerst mit leiser Stimme zu beruhigen. Lassen Sie das Licht ausgeschaltet und wickeln Sie möglichst nicht mitten in der Nacht.
Schlaf-Tipps für Kleinkinder
- Tagsüber sollten Kinder viel an der frischen Luft sein und ausreichend Bewegung bekommen. Dadurch wird der Schlafdruck am Abend erhöht.
- Schaffen Sie abends eine angenehme Atmosphäre, so dass sich ihr Kind auf das Schlafritual freut und gerne ins Bett geht. Dies setzt eine gleichbleibende Routine voraus. Eine kuschelige Umgebung und eine ruhige Beschäftigung vor dem Einschlafen, wie Vorlesen oder ein Reflektieren des Tages können ebenfalls dazu beitragen.
- Körperlich anstrengende Tätigkeiten kurz vor dem Schlafengehen und ein spätes Abendessen sollten vermieden werden. Dadurch kann der Körper sich besser auf Entspannung einstellen.
- Es sollten regelmäßige Einschlaf- und Aufstehzeiten festgelegt werden, die dem Kind ausreichend viel Schlaf zusichern. Ein regelmäßiger Rhythmus ist enorm wichtig für die Qualität des Schlafes.
- Der Mittagsschlaf des Kindes sollte nicht zu spät am Tage stattfinden, so dass ihr Kind zum abendlichen Einschlafen auch müde genug ist.
- Die Matratze sollte nicht zu dick und weich sein. Im Optimalfall sinkt das Kind dann nicht mehr als zwei Zentimeter ein. Achten Sie beim Kauf der Matratze auf ein TÜV-Siegel.
Schlaf-Tipps für Jugendliche
- Auch Jugendliche sollten sich tagsüber ausreichend viel bewegen, um einen Ausgleich zu sitzenden Tätigkeiten, wie beispielsweise in der Schule zu haben.
- Das Bett sollte möglichst ausschließlich zum Schlafen genutzt werden, nicht zum Essen oder Fernsehen, weil hierdurch der Schlafdruck vermindert wird.
- Das Fachjournal „Somnologie“ schreibt, dass drei von vier Jugendlichen im Alter zwischen 14-20 Jahren ihr Smartphone noch 10 Minuten vor dem Schlafen gehen nutzen. Dies sollte vermieden werden, da das helle Licht die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmt.
- Psychologen der Universität Koblenz-Landau fanden heraus, dass 25 % der Nutzer sich nachts durch Nachrichten etc. auf dem Smartphone wecken lassen. Besser für den Schlaf ist die Aufbewahrung des Smartphones außerhalb des Schlafzimmers.
Das zu lesen ist wirklich nicht schön. Mal abgesehen davon, dass man die Geduld einfach aufbringen sollte, um sein Kind so zu beruhigen, dass es einschläft, gibt es noch andere Methoden, als einem Kind Medikamente zu geben.
Vielen Dank für Ihr Kommentar!
Wir sind ganz Ihrer Meinung, dass Schlaflosigkeit von Kindern nicht mithilfe von Schlafmitteln behoben werden sollte. Es gibt viele gute Alternativen, die uns Jerome Lavrut im Beitrag zusammengefasst hat. Wir legen jedem ans Herz, diese auszuprobieren! Lassen Sie uns gerne wissen, wie gut sie bei Ihnen funktioniert haben.
Ihre medizinfuchs-Redaktion