Mythen raus, Fakten rein
In unserem letzten Beitrag Wunderwaffe Schlaf haben wir über die Wichtigkeit von gutem Schlaf für unsere Gesundheit berichtet. Jetzt klären wir über die bekanntesten Mythen auf. Mythen sind kollektive und irrationale Vorstellungen, denen man aber kaum Glauben schenken kann. Hier geht es um Überlieferungen, Erzählungen, kollektive Erlebnisse oder Irrtümer. Sie wirken wie Fakten, sind es aber nicht.
Wenn es um unsere Gesundheit geht, sollten wir aber wissen, was wir tun und uns nicht auf Mythen berufen. Damit uns das bei unserem Schlaf nicht passiert, räumen wir jetzt mit den größten Schlaf-Mythen auf. 80 Mio. Menschen in Deutschland schlafen jeden Tag, jeder Vierte klagt über Schlafprobleme und 13 Mio. haben behandlungsbedürftige Schlafprobleme. Es wird also Zeit.
Nicht die Länge des Schlafes ist ausschlaggebend, sondern die Qualität
Wir verbringen etwa ein Drittel unserer Lebenszeit schlafend. Der durchschnittliche Bundesbürger schläft 7 Stunden und 14 Minuten, begibt sich um 23:04 Uhr ins Bett, schläft nach 7 bis 10 Minuten ein und startet um 6:18 Uhr in den neuen Tag. Das entspricht dem empfohlenen Bedarf von 6 bis 8 Stunden Schlaf pro Nacht.
Warum aber haben trotzdem 20 % der Menschen Schlafprobleme? Da wir unruhigen oder schlechten Schlaf entweder nicht einschätzen können oder ihn sogar im Zweifel gar nicht merken, bleiben viele Schlafstörungen oft unerkannt und damit unbehandelt.
Es gibt 88 verschiedene Formen von Schlafstörungen. Eine Zahl ist hier besonders alarmierend: 53 % der Menschen fühlen sich nach dem Aufwachen nicht erholt. Der Grund: Sie haben nicht gut genug geschlafen. Anders gesagt, auch wenn die Länge des Schlafes stimmt, auf die Qualität kommt es an. Und da sind wir schon bei den ersten Mythen, die es zu klären gilt:
Abendtypen (Eulen) hingegen können auch wesentlich später ihr Bett aufsuchen und dennoch ihren individuell besten Schlaf bekommen. Wichtig ist, genügend Stunden tief und fest zu schlafen. Doch klar ist: Je später wir ins Bett gehen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unser Pensum erreichen.
Im Schlaf passieren Dinge, von denen wir nichts wissen
Wenn wir schlafen, laufen viele Vorgänge ab, die tagsüber nicht ablaufen können. Grundsätzlich regeneriert der Körper und der Geist sortiert sich. Durch die Ausschüttung von Hormonen wachsen wir nachts. Am Tag Gelerntes wird nachts kognitiv verarbeitet. Das Immunsystem wird gestärkt und Stresshormone werden abgebaut.
Dass eine ruhige Nacht das Wohlbefinden stärkt, können wir gut nachvollziehen. Wussten Sie aber, dass wir pro Nacht etwa 28 Mal aufwachen? Meist bemerken wir das nicht einmal, da unser Gehirn Wachphasen unter 3 Minuten nicht speichern kann.
Auch das Träumen ist ein ganz besonderer Vorgang. Wir verbringen insgesamt rund vier Jahre im Traumschlaf. Er kann besonders in der zweiten Hälfte der Nacht zusätzliche Unruhe erzeugen. Schade ist, dass wir nur 5 Minuten nach dem Aufstehen bereits 50 % unserer Träume vergessen haben. Nach 10 Minuten sind es sogar 90 %.
Was sich mit zunehmendem Alter allerdings verändert, ist die Qualität des Schlafes. So fällt der Anteil der Tiefschlafphasen – insbesondere bei Männern – immer geringer aus und auch der REM-Schlaf („Rapid-Eye-Movement“ – kennzeichnet die traumintensive zweite Hälfte der Nacht) reduziert sich leicht. Der Schlaf wird also schlechter. Viele ältere Menschen versuchen dies durch Tagschlaf auszugleichen.
Schlafmangel hat Krankheiten zur Folge
Wer schlecht schläft, erhöht das Risiko von Folgekrankheiten. Hierzu gab es eine Reihe aufschlussreicher Studien. Wer dauerhaft unter 6 Stunden schläft, steigert das Sterberisiko um 12 %, da die lebenswichtigen Abläufe in der Nacht entweder gestört oder gar nicht erst durchlaufen werden können. Dieser Mangel erhöht das Risiko für eine Erkältung um das 4-fache und auch das Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken. Das Depressionsrisiko ist rund 4-mal höher, als bei Menschen, die gut schlafen.
Der umgekehrte Fall trifft dagegen zu: Depressionen lassen Betroffene kaum noch schlafen. Insofern ist eine Schlaftherapie begleitend zu einer Psychotherapie eigentlich immer angezeigt – wird aber meist noch nicht vorgenommen.
Alle Menschen haben ihre Eigenheiten, dass macht den Schlaf so speziell
Zum Schluss noch ein paar Fakten, die uns schmunzeln lassen. Die Deutschen schlafen bevorzugt auf der Seite. Nach dem Motto „Sag mir, wie du einschläfst und ich sag dir, wer du bist!“ haben sich Schlafforscher dem Thema gewidmet. Anhand der Schlafstellung eines Menschen lässt sich sein Charakter beschreiben:
Weitere Schlafpersönlichkeiten sind die Mumie, die Sphinx oder der Flamingo.
Schlafen ist wichtig, interessant und individuell
Wie Sie sehen, gibt es viele unbekannte Fakten, die unser Bedürfnis nach mehr und besserem Schlaf wecken sollten. Wichtig ist, dass Sie sich informieren, um mehr über Ihre ganz spezifischen Eigenschaften und eventuellen Unregelmäßigkeiten herauszufinden. Wenn Sie unseren Blog weiter verfolgen, werden Sie Ihr Schlafprofil besser kennenlernen. Sie bekommen Tipps, was Sie konkret tun können. Hauptsache Sie beginnen, sich um Ihren Schlaf zu kümmern und werden tätig, ihn positiv zu verändern.
Klasse Artikel, der gut recherchiert und sehr vielseitig ist. Vielen Dank
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob.
Dein MF-Team
Sehr interessant!
Hallo,ich schlafe höchstens 3,-4 Stunden in der Nacht
Ich habe ein Rückenproblem (bin auf Grund dessen Frührentner) ,deswegen werde ich immer weider wach (vor Schmerzen) und kann schlecht wieder einschlafen,habe schon öfter versucht den Schlaf nachzuholen,es hat noch nie geklappt,Bin jeden Tag gerädert,mies drauf,rege mich schnell auf u,s,w,
Nehme Morfine für die Schmerzen (hohe Dosierung)
Habt ihr vielleicht eine Idee ?
Mit freundlichem Gruß
Hubert Muke
Hallo Herr Muke,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich bedaure sehr, dass Ihr Rückenleiden bereits so ausgeprägt ist, dass es zu so starker Beeinträchtigung der Schlafqualität kommt. Wir können natürlich aus der Distanz nicht konkret eingreifen, dies dürfen wir bei einer solche medizinischen Indikation auch nicht. Ich möchte Ihnen aber gerne einige grundlegende Dinge mitgeben:
1) Die Rückenlage ist die rückenfreundlichste Schlafposition. Die Lendenwirbelsäule kann man zusätzlich entlasten, indem man ein dickeres Kissen unter die Knie legt. Aber bitte kein zu dickes Kissen, weil sonst der Bereich der oberen Wirbelsäule zu stark beansprucht wird. Spezielle Nackenkissen sind besonders gut geeignet, um Hals und Schultern zusätzlich zu entlasten.
2) Die Bauchlage ist für den Rücken eher ungünstig, da man hierbei ein starkes Hohlkreuz bildet und der Kopf zu einer Seite hin überdehnt wird. Wenn Sie allerdings nur in dieser Position schlafen können, sollten Sie sich ein Kopfkissen unter den Bauch legen. Das verhindert ein zu starkes Durchdrücken des Rückens und beugt Rückenschmerzen vor.
3) In der Seitenlage, insbesondere auf härteren Matratzen, besteht die Gefahr einer Schiefstellung des Beckens. Hier sollten Sie ein Kissen zwischen den Knien liegen haben. Ein dünnes Kissen unter der Taille stützt den mittleren Bereich der Wirbelsäule. Das alles ist natürlich nicht die ganze Nacht durchhaltbar, aber versuchen Sie sich etwas darauf zu trainieren.
Viele Bettenhäuser nehmen Rückenvermessungen vor und können anhand der Ergebnisse eine Matratze anpassen. Dies kann ebenfalls deutlich entlastend wirken.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald wieder besser in den Schlaf finden!
Danke Lars, schauen Sie sich doch auch unseren neuen Artikel an.